Fotoausstellung :
Neudingen - über das alte und neue Gesicht eines Baardorfes
Vortrag
zur Eröffnung am 22.10.2010, 19 Uhr
Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister Frei, Herr Ortsvorsteher Münzer, Gemeinderäte
und Ortschaftsräte, sehr geehrte Professoren Mauer und Reichelt, sehr
geehrter Herr Dr. Keusen
sehr geehrte „Sonnen-Gäste“
Die
Interessengemeinschaft Baaremer Baukultur
eröffnet heute Abend in der „Sonne“ in Neudingen nach bisher 6
Ausstellungen in verschiedenen Dörfern der Baar ihre 7. Ausstellung.
Begonnen hatten wir mit diesen Ausstellungsprojekten im Jahre 96 im
benachbarten Sumpfohren. Nach weiteren Ausstellungen in Riedöschingen,
Geisingen, Pfohren, Unterbaldingen und zuletzt in Gutmadingen
ist die Ausstellung in Neudingen gleichzeitig der Abschluss dieser
Ausstellungsprojekte. Wir, d.h. rund 10 Aktive, mittlerweile etwas geschwächt
durch eine Verlagerung des Tätigkeitsschwerpunktes unserer Mitglieder aus
der Familie Uhrig, aber auch in nüchterner Einschätzung unserer eigenen künftigen
Möglichkeiten und Motivationen haben uns darauf verständigt, dass dies unsere letzte Ausstellung ist. Nicht etwa, weil wir
einiges erreicht hätten und uns deshalb zufrieden zurücklehnen könnten.
Ganz im Gegenteil: die behandelte Problematik ist nach wie vor hoch aktuell
und virulent – aber die Wirkung unserer Aufklärungsarbeit in den
betreffenden Dörfern eher gering, wenn man sie an den Auswirkungen auf das
lokale Baugeschehen bemisst. Nachdem wir anfangs noch mit der Hoffnung
gestartet sind, durch unsere Ausstellungen doch den einen oder anderen
Ausstellungsbesucher zum pfleglicheren baulichen Umgang mit seinem ererbten
historischen Gebäude im Dorf ermuntern zu können, so haben wir später
angesichts der weiteren Bautätifkeit in diesen Dörfern unsere Hoffnungen
zurückgeschraubt und in nüchterner Selbsteinschätzung uns damit getröstet,
zumindest auf diese Weise eine Dokumentation des „Noch Vorhandenen“ zu
hinterlassen.
Während
in den historischen Städten nach der übermütigen Neubau-Euphorie der 60er
und 70er Jahre das Bewusstsein vom Wert historischer Ortsbilder wieder
gewachsen ist und mittlerweile vielerorts ein behutsamer Umgang mit den
historischen Gebäuden praktiziert wird, stellen wir fest, dass die
Ortsbilder unserer historischen Dörfer, insbesondere auch auf der Baar
massiv bedroht sind; sei es in Form von leerstehenden Scheunen und
Ställen, nur noch spärlich bewohnter Wohnteile,
ja verlassener ganzer Bauernhäuser, wo die Eigentümer ausgezogen
sind nach auswärts oder ins Neubaugebiet am Ortsrand, ein Verkauf mangels
Interessenten nicht stattfindet, oder der verlassene Hof von den Eigentümern
noch als Baulandreserve für eines oder mehrere 1-Familienhäuser angedacht
ist. In anderen Fällen, wo die Erben sich zu baulichen Maßnahmen am
ererbten Gebäude durchgerungen haben, registrieren wir zum Teil entstellte
Fassaden durch neu eingebaute Isolierglasfenstern in Kunststoffrahmen,
Rollladenkästen als Ersatz für die entsorgten Fensterläden, neue Haustüren
aus dem Billig-Angebot der Baumärkte, Hofbeläge aus Betonverbundpflaster
statt der holprigen alten Pflastersteine, pflegeleichte Begrünungen statt
dem alten Hofbaum mit seinem lästigen Blätterabfall usw. Künftig werden
auch die die Wärmedämmungen und die Solaranlagen auf den Dächern weitere
problematische Veränderungen bewirken. Wo leerstehende Ökonomieteile zu
Wohngebäuden umgebaut werden, entstehen mitunter abenteuerliche
Kombinationen von traditionellen Wohnteilen und Neubauteilen als Ersatz für
den abgebrochenen Ökonomieteil wie Zwittergebilde aus Baaremer Tracht und
gemusterten Bermuda-Shorts. Neben den leerstehenden Bauernhäusern finden
sich im Gartengelände, weil man sich den Kauf einer Bauparzelle spart,
manchmal schon neue 1-Familienhäuser
in den gängigen Gestaltungsvarianten der Neubaugebiete.
Die
Ursachen für all diese Veränderungen liegen auf der Hand: Die aktive
Landwirtschaft, die diese Dörfer über viele Jahrhunderte prägte, hat das
Dorf verlassen und ist mit stattlichen Landes- und mittlerweile EU-Zuschüssen
in einige wenige Aussiedlerhöfe in der offenen Agrarlandschaft ausgezogen
und mit ihr das lebendige Treiben und Schaffen der Bauersleute. Das Milchvieh
und die Schweine sind in hochspezialisierte und automatisierte Großviehställe
der Aussiedler ausgezogen. Die Milchkühe und Jungrinder sind immerhin noch
auf den Weideflächen an den Dorfrändern zu bewundern. Die Zugstiere und
Pferde sind schon längst den Traktoren gewichen. Die Hühner, Enten und Gänse,
die die Vorhöfe, Obstgärten und Dorfbäche
einst bevölkerten, vegetieren schlecht und recht in rationalisierten
Tierhaltungen von Spezialbetrieben. Die Dorfschmiede ist längst durch die
Landmaschinenwerkstatt im Gewerbegebiet ersetzt.. Die Milchsammelstelle, der
Dorfladen, die Post- und Bankfiliale sind
fast überall aufgelöst. Die dörflichen Gasthäuser als früher wirksame
Kommunikationszentren im Dorf stehen im wirtschaftlichen Überlebenskampf und
sind an manchen Dörfern schon verwaist. Verblieben ist allen Baaremer Dörfern
bislang noch - „Gott sei Dank“: denn das ist im heutigen Europa der
Regionen keineswegs eine Selbstverständlichkeit - die Wohnbevölkerung, die
zum kleineren Teil im Ort, zum größeren Teil als Pendler außerhalb noch
einen Arbeitsplatz hat, die Kirche ist Teil einer überörtlichen
Pfarrgemeinde, das Pfarrhaus nur noch in Ausnahmefällen vom Ortspfarrer
bewohnt wird. Die Schule fungiert im günstigen Fall noch als Grundschule,
das Rathaus als Sitz der Teilortverwaltung
Es
ist klar, dass die Dörfer einen solchen Aderlass in der Substanz nur
schwerlich verkraften können und entsprechend auch in ihrer baulichen
Substanz als Ensemble von kulturhistorisch bedeutenden Hofgebäuden, Nebengebäuden,
Bauerngärten und Streuobstwiesen durch den allgemeinen Funktionsverlust
massiv bedroht sind. Nach unserer Meinung ist es jedoch nicht nur dieser
Funktionsverlust, durch den das dörfliche Ensemble bedroht ist. Es ist darüber
hinaus auch eine zu beobachtende Gleichgültigkeit gegenüber der Schönheit
und dem kulturellen Wert des historisch gewachsenen Dorfbildes. Es ist auch
ein vielfach erstaunliches Unvermögen, im gestalterischen Umgang mit diesen
kulturellen Hinterlassenschaften der Baaremer bäuerlichen Bevölkerung, weil
die baulichen Traditionen überall abgebrochen und durch das Angebot der Baumärkte
ersetzt sind. Es ist auch eine spürbare, oft auch artikulierte Abneigung
gegenüber der historischen Bausubstanz
gerade unter den angestammten Bewohnern des jeweiligen Dorfes.
Vielfach stecken hinter mustergültig sanierten und bewohnten historischen
Gebäuden auf dem Dorf ausgerechnet von auswärts „Hergelaufene“, die
wohl eher noch als die Einheimischen die Schönheit einer dörflichen
Umgebung schätzen, während die Alteingesessenen eher die landesweit
uniforme, vor allem aber pflegeleichte Atmosphäre der Neubaugebiete
bevorzugen.
Der
unumgängliche Wandel des Ortsbildes unserer Baaremer Dörfer vollzieht sich
deshalb mit nur wenigen Ausnahmen als „Wandel mit Gesichtsverlust“,
weshalb wir im Rahmen unseres Vereins und unserer Vereinsaktivitäten,
wahrscheinlich aber auch manch anderer, ohne es zu auszusprechen als das
empfindet, was wir als Erkenntnis und Befürchtung formulieren: „Das
Gesicht unserer Heimat verliert sich“. Man könnte dies natürlich auch als
normalen Strukturwandel akzeptieren - aber was bleibt, wenn das Ortsbild
langfristig nur noch aus neuen Wohnhäusern und mehr oder weniger entstellten
ehemaligen Bauernhäusern besteht?: ein Ort ohne geschichtliche Dimension,
ohne kulturelle Eigenart, denn nur im historischen Ortsbild spiegelt sich die
besondere Geschichte des Dorfes, ist die Identität eines Dorfes erfahrbar.
Auch der Mensch bezieht schließlich sein Selbstbewusstsein,
entwickelt seine Persönlichkeit aus dem Wissen über seine Herkunft, den
Eindrücken seiner Kindheit und seiner heimatlichen Umgebung.
In
den Bauernhäusern und Hofanlagen spiegeln sich die Lebensbedingungen der früheren
Dorfbewohner, die soziale Schichtung der bäuerlichen Gesellschaft: der
Vollbauern, der Halbbauern der Tagelöhner, der Knechte und Mägde, in den Ställen,
Scheunen, Dachräumen und Kellern die Art, wie die Dorfbewohner ihren
gesamten Lebensunterhalt aus den Produkten der dörflichen Gemarkung, der Äcker,
Wiesen und Wälder gewonnen, aufbereitet und aus langer Erfahrung über viele
Generationen durch besondere Lagerung, Aufbereitung, Zubereitung bestritten
haben; z.B. in Gestalt jener hellen, duftenden Brotleibe, der selbst
gemachten, mit dem Messer verzierten Butterballen,
der im Salzbad, im Rauchbad und im Luftbad gereiften Speckseiten, der
Blut- und Leberwürsten eingebettet im Sauerkraut aus dem Salzfass, in den
eingekochten Marmeladen aus den Wald- und Gartenbeeren, im „Moscht“ aus
den Früchten des Obstgartens usw.
In den Dachstühlen, Stockwerkstreppen, Scheunen- und Schopftoren,
erkennen wir die handwerklichen Fähigkeiten der dörflichen Zimmerer, in den
Haustüren, Stubentüren, Täferungen und Fenstern die stilistischen Prägungen
und Fertigkeiten der Schreiner
und Glaser, in den Türbeschlägen die Kunstfertigkeit des Dorfschmids, in
den Kachelöfen die Kunst der Hafner u.a.m.
Bei
allen diesen historischen Gebäuden fällt auf, mit welchem bewundernswerten
Formgefühl die Handwerker zu Gange waren und die Bauherren im bescheidenen
Rahmen ihrer jeweiligen Geldmittel ermöglicht haben, dass bei allen
baulichen Schöpfungen stets die Nützlichkeit mit der Schönheit vereint
ist. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Mit allen mühevollen
Handarbeiten mussten die Dorfbewohner in früheren Jahrhunderten auch noch
den aufwändigen Lebensunterhalt der adeligen Herrschaften, der Kirchen und
der klösterlichen Grundherren mit bestreiten, weswegen die dörflichen Ahnen
eigentlich unseren größten Respekt verdienen, den wir auch dadurch zum
Ausdruck bringen können, dass wir ihr kulturelles Erbe so weit wie möglich
erhalten und pflegen.
Im
Falle der Dorfkirche und des Rathauses ist
die Erhaltung und Pflege der Bausubstanz noch immer eine Selbstverständlichkeit
in unserer Region, nicht jedoch im Fall der historischen Bauernhäuser, Taglöhnerhäuser,
Scheunen- und Speichergebäude, Garten- und Bienenhäuser, Bauerngärten und
Obstgärten, die alle zusammen das klassische dörfliche Ensemble bilden -
aber schon in vielen Fällen nicht mehr im Gebrauch sind.
Selbst im Falle jener wenigen denkmalgeschützten Bauernhäuser, um
die sich die amtliche Denkmalpflege bemüht, besteht die Gefahr, dass die
Substanz verfällt, wenn der Eigentümer das Gebäude nicht mehr nutzt, keine
innere Beziehung mehr zum ererbten Kulturschatz hat oder auch einfach nicht
die notwendigen finanziellen Mittel und deshalb den Bauunterhalt verweigert.
Jenes
Geschichts- und Traditionsbewusstsein, das wir als eine wesentliche
Vorbedingung für den Erhalt der Baaremer Dörfer einfordern, ist
andererseits durchaus vorhanden, wenn es z.B. um die Feier eines Dorfjubiläums
geht. In den Umzügen werden die bäuerlichen Gerätschaften, die
traditionellen Trachten, die einstigen dörflichen Handwerke mit lokalem
Stolz vorgeführt. Diese Utensilien kann man allerdings einlagern oder in den
Schrank hängen und stellen
zwischenzeitlich keine Belastung dar. Mit den Gebäuden verhält es sich
anders und insbesondere die klassischen Baaremer Bauernhäuser, in denen
alles, was die Bauern zu ihrem Lebensunterhalt benötigten, unter einem Dach
vereint ist, stellen sich bei Aufgabe der Landwirtschaft mit ihrer Größenordnung
als erhebliche Belastung für den Bewohner da. Die Ökonomieteile sind ohne
Nutzen, erfordern aber Reparaturen am Dach, an der Fassade, am Traggerüst
usw. Der Einbau neuzeitlicher Einrichtungen, wie Zentralheizung, Bäder, Wärmedämmungen,
die Renovierung historischer Bauelemente
erfordern meist einen höheren Arbeitsaufwand, als im Neubau, weswegen
selbst dem traditionsbewussten Dorfbewohner das alte Bauernhaus
irgendwann zur Last fällt.
Lange
Zeit hat der Staat nur Sanierungsmaßnahmen am Hausbestand in den Städten
gefördert. In den Dörfern wurden nur Erneuerungsmaßnahmen an Fassaden, Dächern
und Hofbelägen gefördert. Erst in jüngster Zeit hat die Politik erkannt,
dass es eigentlich unsinnig ist, die Ausuferung der Dörfer mit neuen
Wohngebieten in die offene Landschaft zu betreiben, während die alten
Dorfzentren ausbluten durch den Auszug der Landwirtschaft. Deswegen hatten
wir auch große Hoffnungen auf das sogenannte MELAP-Förderprogramm gesetzt
und die Pilotmaßnahme in Unterbaldingen eine Zeit lang begleitet. Dort
mussten wir allerdings die Erfahrung machen, dass trotz der formulierten
Zielsetzung: „Nutzung leerstehender großer Bauernhäuser“, "Sicherung
und Sanierung identitätsstiftender lokaler Architektur“, “Erhaltung bzw.
Umnutzung ortsbildprägender Gebäude“, trotz der Beratungen durch den
Rahmenplaner und den Arbeitskreis die Mehrzahl der Förderanträge in unseren
Augen eher eine beschleunigte Zerstörung des Ortsbildes bewirkten.
In
einem einzigen Fall hatten wir uns gemeinsam mit der Stadt- und
Ortsverwaltung, dem beauftragten Städteplaner und den amtlichen Denkmalschützern
intensiv um die Rettung eines Hauses bemüht, das wie ein lebendiges
Museum mit dem gesamten historischen Inventar seit Jahrzehnten unbewohnt –
aber im Original erhalten war und dringend vor dem weiteren Verfall mit
gerettet und saniert werden sollte. Es waren bereits Zuschüsse genehmigt aus
dem MELAP-Förderprogramm, aus Mitteln der Denkmalpflege, selbst aus dem Fond
der Landes-Denkmalstiftung. Das Sanierungskonzept lag vor, die wichtigen
Handwerksspezialisten bereits eingeschaltet. Schließlich hat der neue Eigentümer
seine Zustimmung verweigert und das Gebäude wieder dem weiteren Verfall
preisgegeben.
Ich
erwähne diesen Fall insbesondere deshalb, weil hier, wie auch bei den erwähnten
Förderanträgen letztendlich trotz gutgemeinter Ratschläge der Verwaltung
und der betreuenden Planer die persönliche Abneigung der Antragsteller gegenüber
der historischen Bausubstanz letztlich
den Ausschlag für den Untergang des Gebäudes gegeben hat. Die Mehrzahl der
geförderten und realisierten Bauanträge führten letztlich nicht zur
Bewahrung des traditionellen Ortsbildes und Respektierung der historischen
Bausubstanz.
Die
Architektenschaft propagiert die radikale Abkehr von einer gut gemeinten
Anpassung und Integration in das jeweilige Ortsbild; sei es in der Stadt oder
auf dem Land getreu dem Grundsatz: das jedes neue Gebäude, jeder Anbau und
jeder bauliche Eingriff in ein historisches Gebäude unbedingt dem aktuellen
Zeitgeist - man könnte auch sagen dem herrschenden Modetrend- entsprechen
muss. Dieser Zeitgeist wird an allen Orten zelebriert mit einem
Verfallsdatum, wie es in der Modeindustrie gängig ist. Nach diesem Prinzip
sind auch z.B. in den 60er und 70er Jahren viele neue Schulgebäude in den
Baaremer Dörfern gebaut worden, die inmitten der über Jahrhunderte
gewachsenen dörflichen Ensembles wie ein gelandetes Raumschiff wirken.
Wenn
wir das alles als problematisch deklarieren, was ist dann der richtige Umgang
mit dem dörflichen Ortsbild? Hierzu einige allgemeine Zielsetzungen:
-
Möglichst
konsequente Bewahrung der historischen Bausubstanz bei Renovierungen,
Umnutzungen und Umbauten in vorhandenen Gebäuden,
-
Integration
von notwendigen Anbauten und Ausbauten in die Gesamtkonzeption des
historischen Gebäudes, um seinen Charakter zu bewahren,
-
maßvoller
Einsatz und Kenntlichmachung neuer Einbauten in den vorhandenen
historischen Strukturen,
-
Integration
von notwendigen Neubauten in das dörfliche Ortsbild - nicht als
Nachahmung historischer Substanz, sondern als maßstäbliche Neubauten,
die sich in den Zusammenhang integrieren mit sparsamen, zeitgemäßen
Gestaltungsmitteln
-
Weil
das alles sehr abstrakt klingt, zeigen wir einige konkrete Beispiele solcher
Objekte aus der Umgebung in den beiden benachbarten Ausstellungsbereichen
in diesem Saal
Im
Falle der gängigen Förderprogramme werden bauliche Maßnahmen bezuschusst
ausschließlich unter dem Aspekt der Schaffung von zusätzlichen
Wohneinheiten, Büroräumen und sonstigen gewerblichen Nutzungen. Unter den
Tisch fallen unter diesen Bedingungen alle reinen Instandsetzungsmaßnahmen
und die Sanierung von vorhandenem Wohnraum und landwirtschaftlichen
Bereichen. Auch die Abbruchmaßnahmen
werden im Zusammenhang mit dem Neubau von Wohnräumen bezuschusst. So nimmt
es nicht wunder, dass diese rein wirtschaftlich orientierten Förderprogramme
eher die beschleunigte Zerstörung des traditionellen Ortsbildes bewirken.
Notwendig und sinnvoller im Hinblick auf unsere Zielsetzungen wären statt
dessen eine generelle Förderung von Sanierungsmaßnahmen, Modernisierung und
Erweiterung von vorhandenem Wohnraum, Umnutzungen von vorhandenen
landwirtschaftlichen Räumlichkeiten unter
der Prämisse: Bewahrung des historischen Ensembles der Bauernhäuser, Taglöhnerhäuser,
der Gärten und Streuobstwiesen, der Fußwege, der Dorfgewässer als bewusste
Pflege und Fortentwicklung des dörflichen Ensembles. Denn jener besondere
dörfliche Charakter bildet die attraktive Atmosphäre des Dorfes als
Wohngebiet gegenüber der Stadt.
Wir,
die IG Baukultur haben uns deshalb in unseren bisherigen
Ausstellungsprojekten in Baaremer Dörfern darum bemüht, sowohl das
historische Bild des jeweiligen Dorfes in Gestalt von historischen Fotos zu
präsentieren und durch die Gegenüberstellung von aktuellen Fotos aus
gleicher Perspektive die oft auch problematischen Veränderungen des
Ortsbildes aufzuzeigen. In einer Art von Spaziergang durch das jeweilige Dorf
in Form einer automatischen Bilderschau lenken wir den Blick auf die
verbliebenen Schönheiten des Dorfes, neben den allseits geschätzten repräsentativen
Gebäuden insbesondere auch auf oft unbeachtete oder gar missachtete
historische Gebäude, Bauelemente, Szenerien. Dabei fällt uns die Auswahl
immer schwerer, weil die Veränderungen, Umbauten und Neubauten die gebotene
Integration ins Ortsbild und eine der historischen Bausubstanz angemessene
architektonische Qualität vermissen lassen.
Die
Erfolge unserer Bewusstseinsarbeit sind eher bescheiden. In Sumpfohren,
unserem 1. Ausstellungsort wurde der Farrenstall, in dem wir die Ausstellung
präsentiert hatten, später zu einem dörflichen Veranstaltungsraum
umgebaut, wobei das historische Erscheinungsbild so gründlich übersaniert
wurde, dass das Gebäude mittlerweile wie ein Neubau dasteht und nur der
historische Dachstuhl über dem Saal an das historische Gebäude erinnert. In
Riedöschingen, dem zweiten Ausstellungsort, in dem wir wiederum den alten
Farrenstall für die Ausstellung genutzt haben, hat der damalige
Ortsvorsteher Herr Barth unseren Ausrutscher in die entfernte Südbaar
bewirkt. Herr Barth - übrigens gebürtiger Neudinger, seit einigen Tagen im
gesegneten Alter von 90 Jahren angekommen, wozu wir ihm herzlich gratulieren,
wahrscheinlich der einzige Zeitzeuge in unserer Runde, der in diesem Saal
noch sein Tanzbein geschwungen hat - wurde anschließend Mitglied in unserem
Verein. Er hat uns später auf den drohenden Abbruch eines ganz bedeutenden
Baudenkmals, dem Vogtshof aus dem 15. Jahrhundert, den wir natürlich in der
Ausstellung dokumentiert hatten, aufmerksam gemacht. Der beauftragter Planer
hat es trotz unserer Bemühungen und trotz des Engagements selbst der
Landeszentrale des amtlichen Denkmalschutzgesetzes in Stuttgart geschafft,
die Abbruchgenehmigung seitens des Regierungspräsidiums zu erwirken. Das Gebäude
wurde abgerissen für einen durchschnittlichen Nachfolgebau, die wunderbar
profilierte und anthrazit gefärbte Bohlenbalkendecke wurde vorab ausgebaut
und an einen Interessenten aus Berlin verhökert.
In
Geisingen, dem dritten Ausstellungsort, hatten wir unsere Ausstellung in der
ehemaligen Zehntscheune, einem mächtigen historischen Gebäude in der Südstadt
aufgebaut. Dank der Unterstützung durch den damaligen Bürgermeister Sorg
konnte später die leerstehende Scheune durch eine neue Dachdeckung mit
historischen Biberschwänzen und verschiedene Zimmerarbeiten im Inneren in
ihrem Bestand gesichert werden auch ohne dauerhafte Nutzung, was durchaus
eine Möglichkeit darstellt, zumindest die historische Bausubstanz für einen
späteren Ausbau aufzubewahren.
In
Pfohren hatten wir das alte Schulhaus und Vereinsgebäude mit seinem
imposanten Dachstuhl für die Präsentation gewählt. Die Ausstellung war
kombiniert mit den Veranstaltungen zum Dorfjubiläum und der Herausgabe der
neuen Ortschronik unter der Regie von Herrn Zimmermann.
Dieses alte Schulgebäude soll irgendwann weiter ausgebaut und saniert
werden für eine erweiterte öffentliche Nutzung, wenn dereinst
kommunale Mittel dafür verfügbar sind.
In
Unterbaldingen hatten wir im Rahmen unseres Engagements schließlich noch die
Hoffnung, mit der Unterstützung durch die Stadtverwaltung und den früheren
Ortsvorsteher Herrn Hasenfratz, das historische Vogtshaus zu retten. Wie es
ausgegangen ist, habe ich schon eingangs erwähnt. Im Übrigen haben wir dort
nach unserern gemeinsamen Bemühungen trotz unserer kritischen Distanzierung
vom Ergebnis zwei neue Vereinsmitglieder gewonnen: Herrn Hasenfratz und seine
ebenfalls vielseitig bei den Landfrauen engagierte Ehefrau.
In
Gutmadingen unserem letzten Austragungsort, haben wir mit unserem
Ausstellungsprojekt eine örtliche Gruppe von engagierten Personen unterstützt,
die sich in jahrelanger Arbeit um die Dokumentation der Ortsgeschichte bemüht.
Ein Mitglied dieser Gruppe: Herr Kramer hat inzwischen auch ein Buch zum
Baaremer Dialekt und dessen charakteristischen Redewendungen herausgebracht.
Als Ausstellungsräumlichkeiten dienten der verlassene Viehstall und die
Scheune des Kramer-Hofes. Aber auch nach unserer Ausstellung harren dort noch
immer leerstehende, stattliche Bauernhäuser auf eine Rettung.
Generell
haben unsere Ausstellungsprojekte im Bezug auf private Baumaßnahmen so gut
wie nichts bewirkt. Wahrscheinlich verhindern sowohl die allgemeine negative
Einstellung zu dem „aalte Glump“, als auch die allgemeine Skepsis gegenüber
dem baulichen Aufwand in Verbindung mit der mangelhaften Förderung solcher
Maßnahmen positive Wirkungen.
Kommen
wir nunmehr zu unserem wahrscheinlich letzten Ausstellungsprojekt: unserer
Ausstellung in Neudingen in „der Sonne“. Da unser Verein sich in der
Mehrzahl der Aktiven aus Donaueschinger und Geisinger Bürgern zusammensetzt,
lag es nahe, insbesondere jene Baaremer Dörfer auszuwählen, die zwischen
Donaueschingen und Geisingen entlang der Donau sich aufreihen. Daher war es
schon seit langem im Verein vereinbart, dass in Neudingen unser nächstes
Ausstellungsprojekt stattfinden soll. Mittlerweile, nachdem die Aktiven aus
der Familie Uhrig sich mit der Realisierung jenes imposanten Skater-Projektes
befasst haben, zum Teil den beruflichen Schwerpunkt nach München verlagert
habe, nachdem wir anderen nach 20 Jahren Vereinstätigkeit auch nicht gerade
jünger geworden sind, ist abzusehen, dass diese Ausstellung in Neudingen
unsere letzte sein wird. „Last not least“ bietet dieses Dorf und das
spezielle Veranstaltungs-Gebäude die Voraussetzungen krönenden Abschluss.
Während
das Nachbardorf Pfohren nach den jüngsten rein sprachgeschichtlich
abgeleiteten Erkenntnissen eines Freiburger Historikers nicht nur – wie
bisher - als 1. Dorf an der Donau gilt, sondern auch als ältester
schriftlich erwähnter Ort im ganzen Land, wo die Kelten mit Menschenopfern
der Donau-Gottheit huldigten – was ich persönlich bezweifle und in anderem
Zusammenhang schriftlich darlegen werde - hat der Ort Neudingen eine durch
Grabungen und historische Urkunden nachweislich belegte eindrucksvolle
Geschichte und geschichtliche Sonderstellung in der gesamten Zentralbaar.
Angefangen mit jenem Relikt eines alemannischen Webstuhls mit einer
eingravierten Liebesbeschwörung , die man wirklich als eine erste
individuelle, schriftlich formulierte Äußerung aus der allemannischen
Besiedlungs-periode bezeichnen
kann; zu Tage befördert bei den Ausgrabungen „Auf Leibern“ am Rande des
Dorfes, über den karolingischen Grafensitz und Gerichtsort „im Baumgarten“,
der sich am Standort der heutigen fürstlich fürstenbergischen Grablege
befand, über den Herzogssitz von Karl dem III., dem Enkel Karls des Großen
und bemerkenswert friedliebenden, geradezu intellektuellen Karolinger, der
nach einer kurzen Periode als Kaiser von seinem illegitimen Neffen
entmachtet, ausgerechnet an diesen Ort sich in das auferlegte Exil zurückgezogen
hat und in der Umgebung auf mysteriöse Weise zu Tode gekommen ist, über
die mittelalterliche Anlage des Frauenklosters „Maria-Hof“ bis zu
dessen Aufhebung durch die von Napoleon verordnete allgemeine Säkuralisation,
schließlich bis zur heutigen Gruftkapelle im Stil der Neorenaissance und der
unterirdischen Gruft beherbergt
das Dorf Neudingen einen geschichtlich und baulich bedeutenden
Kulturstandort, wie kein anderes Dorf in der Baar. Leider ist im dortigen
Park das ehemalige Pfarrhaus als einziges Gebäude aus der Klosterzeit seit
Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben. Bekanntlich ging auch der Bau der Burg-
und Stadtanlage auf dem Fürstenberg von diesem geschichtlichen Ort aus,
erkennbar dadurch, dass der Fürstenberg ursprünglich Teil der Gemarkung
Neudingens war. Was hat diese eher unscheinbare Erhebung oberhalb der
vorbeifließenden Donau zu jenem geschichtlich bedeutenden Ort werden lassen?
Natürlich die mythische Symbolik eines herausgehobenen Ortes am Ufer des
bedeutendsten europäischen Flusses.
Benachbart
zu diesem Standort überragt der
Kirchenhügel mit der wunderschönen barocken Kirche und dem üppigen
Baumbestand das Dorf. Reste karolingischer Bausubstanz verweisen auf die
Entstehung schon in der karolingischen Epoche. Wahrscheinlich aber geht auch
dieser herausgehobene Kirchenstandort auf eine bereits heidnische Kultstätte
zurück, wie sie der Freiburger Historiker Wiener allein für Pfohren
reklamiert – wie sie wahrscheinlich aber generell als Vorläufer der frühesten
Kirchenstande in den alemannischen Ansiedlungen anzunehmen sind.
Nördlich
des Dorfes erstreckt sich die ausgedehnte Niederung der jungen Donau. In
jeder Jahreszeit erlebt hier der Spaziergänger den besonderen Zauber dieser
Riedlandschaft. Wenn überall auf
der Baar die Wiesen, kaum aufgeblüht, schon der Verwertung in den
Fahrsilos zugeführt werden, erlebt man hier noch die Vielfalt dieser
Wiesenbiotope, dank eines besonderen Förderprogramms, dass der Baarkenner
Prof. Reichelt einst für den Naturschutz mit den Neudinger Bauern
ausgehandelt hat, ein Bündnis, das wegen reduzierter Zuschüsse schon wieder
gefährdet ist. Ganzjährig haben hier neben den Schwänen, Wildenten, Blässhühnern,
Graureihern und von einem treusorgenden Neudinger Bürger durchgefütterten
Störchen, so seltene Vögel wie das Braunkehlchen ihren
Standort. Im Winter fliegen seltene Gäste aus Nordeuropa und Sibirien
ein, mittlerweile wieder stattliche Schwärme von Graugänsen,
Gruppen von Reiherenten, Singschwänen und gar Silberreihern.
In
der Ferne dominieren der Wartenberg und der Fürstenberg; jene zwei Hügel in
gegenseitiger Frontstellung, auf denen einst die Wartenberger und die Fürstenberger,
und vor Ihnen schon die Grafen von Sulz und die Herzöge von Zähringen um
die Vorherrschaft in der Baar gerungen haben. Die Burg und Stadt der Fürstenberger
ist in der Brandkatastrophe im Jahre 1835 untergegangen, die obere Burg ist
noch in der Gestalt des Jagdschlosses zu erahnen, die untere Burg Ist als
romantische, überwachsene Ruine inmitten eines dichten Baumbestandes
verborgen.
Blickt
man vom Fürstenberg aus auf Neudingen, so ist das Dorfbild beherrscht von
den beiden bewaldeten Hügeln der geschichtsträchtigen Standorte, wo nur die
Kirchturmspitze und das dunkle Kuppeldach der Gruftkirche aus den Baumwipfeln
herausragen. Nähert man sich dem Dorf vom nördlichen Abhang des Fürstenberges
und blickt nach Osten gewahrt man, versteckt hinter einem Pferdehof die einst
von Baaremer Pilgern geschätzte Gnadentalkapelle mit weitem Ausblick in die
Zentralbaar und die Traufe des Schwarzwaldes. Wenn man den Schlüssel in der
Donaueschinger Stadtverwaltung ergattert hat, sieht man auch das verlassene
Innere mit den vielen Bilderspenden dankbarer Patienten. Leider sind jene
naiv gemalten, ältesten Votivbilder schon vor Jahrzehnten ausgeraubt worden.
Im
Dorf angekommen sieht man schon ein einzelnes verlassenes Bauernhaus,
dahinter einen Aussiedlerhof und linker Hand das Neubaugebiet, das wie überall
nichts wesentliches zum Lokalkolorit beiträgt. Man sieht aber auch manch
gepflegtes charakteristisches Bauernhaus. Es gibt hier auch tatsächlich noch
wenige bewirtschaftete Höfe im Ortsetter. Manche, die im Nebenerwerb noch spärlich
betrieben werden, einen neuzeitlichen charakteristischen Hof, der aber
bereits seine Stallungen an den Dorfrand verlagert hat. Man sieht entlang der
sehr breit und städtisch geratenen Ortsdurchfahrt auch schon leerstehende
Gebäude, die dank des Leerstandes sich noch das ursprüngliche Aussehen
bewahrt haben. Man sieht auch Häuser, wo die baulichen Investitionen das frühere
Bauernhaus verfremdet haben. Man sieht neben
modernisierten Häusern und Neubauten, die kaum zur Pflege des Ortsbildes
beitragen auch manche Baulücke, wo ein stattliches Bauernhaus oder auch Taglöhnerhaus
bereits das Zeitliche gesegnet und nur leere Flächen hinterlassen haben.
Unterhalb
des Kirchenhügels neben einem noch im natürlichen Bett verbliebenen
wunderschönen Dorfbach steht glücklicherweise noch immer jenes stattliche
Hofensemble mit dem separat stehenden mächtigen Wohnhaus aus dem 18.
Jahrhundert und dem rückwärtig
stehenden Ökonomiegebäude, davor einen Traktor und eine Miste, die
signalisieren, dass hier tatsächlich noch gewirtschaftet wird. Im
Hintergrund grasen auf einer innerörtlichen Weide Schafe, Ziegen und Hühner.
Ein schönes klassisches Ensemble aus drei Bauernhäusern weiter Richtung
Westen beeindruckt in seiner räumlichen Wirkung und wohl erhaltenen Schönheit,
obgleich hier die Landwirtschaft schon ruht.
Wendet
man sich nach Norden Richtung Donau fällt jenes versteckt liegende Mühlengelände
ins Auge mit dem Wohngebäude und
dem gegenüberliegenden Scheunengebäude, mittlerweile bevölkert von
zahlreichen blühenden Topfpflanzen, die deutlich machen, dass der Mühlenbetrieb
schon lange ruht, das Anwesen aber noch immer gehegt und gepflegt wird. Auf
dem Mühlenkanal streichen Schwäne durch das Wasser, weiter hinten
schnattert eine Gänsegruppe am Ufer und jenseits lockt die verwunschene, von
vielen Bäumen und Sträuchern überwucherte Insel zwischen dem Mühlbach und
der Donau. Es ist eine Idylle, die durchaus noch belebt ist, wie uns die
angetroffenen Kaffeetanten-Gesellschaft in der Laube am Bach offenbart.
Es
gäbe noch manches zu schildern, aber die Zeit drängt, dass wir uns zum
Abschluss jenem beeindruckenden Gebäude nähern, das mitten in der
Ortsdurchfahrt selbsbewußt und trotzig emporragt, was jeden Durchfahrenden
seit jeher verwundert. Es ist die alte Neudinger Gaststätte zur „Sonne“,
die sicherlich eine bewegte Geschichte hinter sich hat. In den siebziger
Jahren, den Zeiten der Wachstums- und Neubaubegeisterung waren doch tatsächlich
in der Donaueschinger Stadtverwaltung Bestrebungen im Gange, diesen
eindrucksvollen Bau zu beseitigen, um die Ortsdurchfahrt zu bereinigen und
den fahrenden Verkehr durch das Dorf zu beschleunigen. Gott sei Dank haben
sich damals Stimmen in der Bürgerschaft erhoben, um den drohenden Abbruch zu
verhindern; z.B. auch jener Prof. Reichelt, den wir selbstverständlich
eingeladen haben. Heutzutage müsste man eigentlich einen Sonder-Zuschuss zur
Gebäudesanierung gewähren, weil dieses Gebäude jedem Raser auf vier Rädern
zu Gunsten der Fußgänger und Anwohner die Fahrt nimmt.
In
diesem stattlichen Gebäude ist der Wirt vor drei Jahren verstorben, nachdem
er bis zuletzt noch die Wirtschaft betrieben hat. Die alte Wohnung über der
Wirtschaft, wie auch dieser stattliche Saal sind seit längerem verweist.
Inzwischen hat die Tochter des letzten Sonnenwirts den
Wirtschaftsbetrieb wieder aufgenommen: Ihr tatkräftiger und handwerklich
begabter Mann hat begonnen, in Eigenarbeit die dringendsten Baumaßnahmen,
z.B. am Dach auszuführen und ist bestrebt, so wie die Mittel es erlauben,
das Gebäude instand zu setzen; vielleicht sogar einmal die verlassenen Räumlichkeiten zu
renovieren und aktivieren.
Es
war natürlich sofort klar für unseren Verein auf der Suche nach dem
besonderen Ausstellungsgebäude, dieses Gebäude zu favorisieren, weil es in
sich die gesamte Problematik vereinigt, mit der wir uns in unseren
Ausstellungen befassen. Die Familie Isele hat das Opfer auf sich genommen und
hilft uns tatkräftig bei der Vorbereitung und der gesamten Veranstaltung,
wofür wir uns hiermit ausdrücklich bedanken. Bedanken möchten wir uns in
diesem Zusammenhang beim Ortsvorsteher Münzer, der unser Ansinnen von Anfang
begrüßt und intensiv unterstützt
hat. Wir bedanken uns auch beim Schreiner Widmann, der uns mit seinem
Gesellen geholfen hat, die Unwegsamkeiten im Speicher zu mildern. Bedanken möchte
ich mich auch ausdrücklich für die musikalische Belebung unserer
Veranstaltung durch Johann Baur, einem echten Hüfinger, der seine Lehre noch
beim „Widmannä-Schmid im Hifinger Schtädtli“ absolviert hat.
Im
Speicher haben wir die Ausstellung der historischen Fotografien mit den gegenübergestellten
heutigen Vergleichsfotografien aufgebaut. Achten sie dort oben auf die möglichen
Stolperstellen - aber beachten sie auch die stattliche Zimmererkonstruktion.
Im zweiten Obergeschoss im ehemaligen Festsaal, in dem wir uns gegenwärtig
befinden zeigen wir im Mitteltal den „Spaziergang durch das Dorf“ in Form
einer musikalisch begleiteten Beamer-Schau. In den beiden abgeteilten
Bereichen hinter den schwarzen Platten zeigen wir die Ausstellung „Wohnen
und Arbeiten in historischen Häusern, damit sie sehen, dass auch tatsächlich
möglich ist, was wir im Allgemeinen nur verbal propagieren. In den Flurzonen
präsentieren wir historische Fotos vom Leben, Treiben und Festen im Dorf, um
die Erinnerungen anzuregen. Im Erdgeschoss, im Nebenzimmer ist heute unser
„Baaremer Büffet aufgebaut“ auf dem wir einige der klassischen Speisen
und Getränke anbieten, die die Dorfbewohner früher für ihren Eigenbedarf
produziert haben. In der Gaststube können sie sich platzieren, um gemütlich
zu essen, zu trinken und zu palavern über dies und jenes und die
Ausstellungen. Die Ausstellung ist an zwei Wochenenden zugänglich, kommen
Sie wieder, erzählen Sie ihren Verwandten und Bekannten, dass es hier etwas
zu sehen gibt und denken Sie daran, dass es sich lohnt, etwas für das
historische Dorfbild zu tun. Ich danke Ihnen!
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